Freitags predigt
Hadsch: Die Heilige Reise:
Verehrte
Gläubige, liebe Geschwister!
Einer der fünf Grundsäulen
des Islams ist die Pilgerfahrt nach Mekka – der Hadsch. Sie ist
eine heilige Reise, die tief im Herzen eines jeden Muslims als
sehnsüchtiger Wunsch verankert ist.
So wie jede Form der Anbetung ihren eigenen Sinn und Zweck hat, so gilt das auch für den Hadsch. Auch in diesem Jahr machen sich einige unserer Geschwister auf, um dieser bedeutenden Pflicht nachzukommen. Der Gesandte Allahs – Friede sei mit ihm – sagte: „Die Belohnung für einen angenommenen (Mebrur) Hadsch ist das Paradies.“ Ein „Mebrur-Hadsch“ ist ein Hadsch, der den Menschen läutert, ihn verbessert und von Allah angenommen wird. Möge Allah den Hadsch all unserer Geschwister, die sich auf diesen heiligen Weg begeben, als mebrur annehmen. Möge aus jedem ihrer Schritte eine gute Tat entstehen und aus jeder Träne ein Tropfen der Vergebung.
Liebe
Geschwister!
So wichtig wie der Hadsch selbst ist es auch, die
Lehren, die er uns schenkt, zu erkennen und zu verinnerlichen. Auch
wenn wir in diesem Jahr nicht selbst zum Hadsch reisen können,
können wir die Botschaften dieses gewaltigen Gottesdienstes in
unseren Herzen spüren – und aus jeder seiner Stationen
Lehren ziehen, die unser Leben erhellen.
Liebe
Geschwister!
Der Hadsch lehrt uns Hingabe, Reinigung, Geduld,
Geschwisterlichkeit und Zuwendung zu Allah. Diese Lektionen finden
nicht nur in heiligen Stätten statt, sondern können in
jedem Moment unseres Lebens erlebt werden. Wenn ein Gläubiger
das Haus verlässt, um den Hadsch zu vollziehen, löst er
sich von den weltlichen Bindungen und richtet sich ganz auf seinen
Schöpfer aus.
Auch wir – an dem Ort, an dem wir gerade sind – können unsere Herzen von der Welt ab- und dem Jenseits zuwenden. Der Hadsch-Pilger legt das Ihram-Gewand an, das dem Leichentuch ähnelt, und entfernt sich so von Hochmut, Eitelkeit und Weltverliebtheit – er vereinfacht sein Leben und wendet sich Allah zu. Wir können uns davon inspirieren lassen: Ein Leben in Einfachheit und das Nachdenken über Tod und Jenseits, bevor es zu spät ist. Lasst uns lernen, uns selbst zur Rechenschaft zu ziehen, bevor wir zur Rechenschaft gezogen werden.
Am Tag von Arafat spielt sich ein eindrucksvolles Bild ab – wie eine Vorschau auf den Jüngsten Tag. Die Pilger erinnern sich an die Reue von Adam und Hawwa und flehen unter Tränen zu Allah. Auch wenn wir nicht in Arafat sein können, können wir uns zur Kaaba wenden und in tiefer Verbundenheit mit Allah den inneren Frieden suchen.
Das symbolische Steinewerfen in Mina ist mehr als ein Ritual – es steht für den entschlossenen Kampf gegen das Böse, gegen die Einflüsterungen des Egos und gegen Sünde und Unachtsamkeit. Auch wir können täglich mit Geduld und Standhaftigkeit unsere Fehler bekämpfen – so wird der Hadsch auch in unserem Alltag lebendig.
Das Opfern zum Opferfest (Eid al-Adha) ist ein Zeichen unserer Hingabe an Allah. Es soll uns daran erinnern, unsere Bindung zu unserem Schöpfer zu festigen und unsere Geschwisterlichkeit durch Teilen und Nächstenliebe zu stärken.
Das Umrunden der Kaaba (Tawaf) symbolisiert, dass wir Allah in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen sollen. Während die Pilger dort ihre Runden drehen, sollten wir unser eigenes Leben prüfen und darauf achten, dass Allahs Zufriedenheit unser Ziel in allem ist,was wir tun.
Der Lauf zwischen Safa und Merwe (Sa'y) lehrt uns Ausdauer, Geduld und Durchhaltevermögen. Auch wir sollen für das Wohl in dieser und der kommenden Welt unermüdlich arbeiten, kämpfen und nie aufgeben.
Allah sagt im edlen Koran in der Sure Al-i Imran Vers 97: „Die Pilgerfahrt zum Haus ist für die Menschen eine Pflicht gegenüber Allah – für den, der dazu die Möglichkeit hat.“ Möge Allah in diesem Sinne all unseren Geschwistern die Kraft, die Mittel und die Gelegenheit geben, diese Pflicht zu erfüllen – und auch uns allen einen rechtschaffenen Hadsch ermöglichen. Âmin.
Die DITIB-Predigtkommission
1)
Buhârî, Îmân 1, 2; Müslim, Îmân
19-22.
2) Buhârî, Umre 1; Müslim, Hac 437.
3)
Âl-i İmran, 3/97.